Patientenstory: „London zu Fuß, endlich möglich“
Zu den häufigsten Fehlbildungen im Säuglings- und Kindesalter zählt die sogenannte Hüftdysplasie. Dysplasie heißt nichts anderes als Abweichung bzw. Fehlentwicklung von bestimmten Organen, Zellen oder Gewebe. In dem Fall geht es um eine Fehlstellung der Hüftgelenkpfanne, die weltweit 2-5% der Neugeborenen betrifft. Damit gehört die Hüftdysplasie zur häufigsten Deformation bei Kindern. Nichtsdestotrotz lässt sich diese Erkrankung dank unserer heute guten, pränatalen Gesundheitsvorsorge und Diagnostik – zum Beispiel mit Säuglingssonografie – früh erkennen und konservativ behandeln. Eine OP ist dann nicht nötig.
Vielleicht haben Sie schon einmal davon gehört: bestimmte Windeln und Wickeltechniken, sowie extra dafür vorgesehene Spreizhosen bewirken eine gezielte Abduktion (Abspreizung) der Oberschenkel des Babys und geleiten den Hüftkopf langsam zurück in seine richtige Position.
Was ist eine Hüftdysplasie und wie wird sie behandelt? Schauen Sie sich dazu unser Videoclip an:
Aber was passiert, wenn Hüftdysplasien nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt werden? Welche Folgen hat es? Kommen Dysplasien im Hüftgelenk nur im Säuglingsalter vor oder können sich solche Fehlbildungen auch später entwickeln?
Wir haben mit Klaus, einem Betroffenen gesprochen, der bei uns aufgrund einer schweren Arthrose im Hüftgelenk in Behandlung war. Professor Thorey hat ihn operiert und dem Patienten ein neues Hüftgelenk eingesetzt. Heute geht es ihm wieder richtig gut. Er kann ohne Bewegungseinschränkungen wieder Wanderungen unternehmen und größere Radtouren planen. Aber zunächst kam er mit furchtbaren Schmerzen zu uns ins Internationale Zentrum für Orthopädie, die er aufgrund der Covid-19-Pandemie um weitere zwei Jahre ertrug. Die Hüftarthrose, die sich bei Klaus über die Jahre schleichend entwickelte, ist auf eine Dysplasie zurückzuführen, die er seit Kindesalter hatte und nie behandelt wurde. Schließlich hatte er auch nie wirklich Probleme. „Erst in den letzten Jahren fiel mir das Laufen immer schwerer“, erinnert sich der Bayer.
„Die Hüftarthrose hat sich über die Jahre schleichend entwickelt und ist auf eine unentdeckte Dysplasie zurückzuführen.“
In der klinischen Untersuchung stellte Professor Thorey beim Patienten erhebliche Blockaden (Impingement), belastungsabhängige Schmerzen in der Leistengegend und starke Einschränkungen in der Beweglichkeit fest. Typische Symptome sind auch seitliche Schmerzen in der Hüfte, Schwierigkeiten eines Einbeinstandes und augenfällige Gangstörungen (z.B. Hinken). Die Bildgebung mittels Magnetresonanztomografie (MRT) konnte den Verdacht auf eine unbehandelte Hüftdysplasie und die Spätfolgen bestätigen. Da der Gelenkkopf über die Jahre nicht genügend Halt in der Gelenkpfanne fand, kam es zu dauerhaften Schäden und zur vorzeitigen Abnutzung der Gelenke (Arthrose).
Wie gefährlich ist eine Hüftdysplasie?
Tatsächlich bleiben leichte Fehlbildungen in der Hüfte oft jahrelang unerkannt, weil sie keine Schmerzen verursachen. Doch spät entdeckte Hüftdysplasien können neben dem frühzeitigen Gelenkverschleiß (Coxarthrose) auch zu Wachstumsstörungen oder gar zur Hüftkopfnekrose führen. Darunter versteht man das allmähliche Absterben des Hüftkopfes. Manchmal müssen neben einem Gelenkersatz durch Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes auch sogenannte Osteotomien, das heißt anatomische Korrekturen an den Knochen vorgenommen werden.
Jede Behandlung wird von uns im Internationalen Zentrum für Orthopädie individuell auf den Patienten abgestimmt und mit ihm besprochen. Ziel der Therapie ist eine konzentrische und stabile Reposition des Hüftkopfes in die Hüftpfanne. Auf diese Weise lässt sich eine korrekte Entwicklung aller Strukturen der Hüfte erreichen und mögliche Komplikationen (wie z.B. eine Hüftkopfnekrose) reduzieren. Bei Klaus wurde schließlich ein Hüftgelenkersatz (Hüft-TEP) mittels minimal-invasiver Technik vorgenommen.
Heute weiß der Patient was die Bezeichnung „Fast-Track-Chirurgie“ bedeutet und, dass die Schmerzen über so viele Jahre nicht hätten sein müssen.
„Bereits zwei Tage nach der OP war ich schmerzfrei. Am Donnerstag wurde ich von Professor Thorey operiert und am Dienstag begann ich bereits mit der Rehabilitation. Mein Zustand verbesserte sich von Tag zu Tag.“ Und er freut sich besonders, dass er kürzlich seinen 8-tägigen Trip nach London antreten konnte: „Ich war täglich 15 bis 20 Kilometer zu Fuß unterwegs. Das war eine großartige Zeit, in London gibt es viel zu entdecken und an meine Hüfte dachte ich gar nicht mehr!“
Kann eine Hüftdysplasie auch später auftreten?
Zunächst bedeutet der Begriff Hüftdysplasie ganz allgemein, „die Fehlstellung des Hüftgelenkes“, was nicht nur Kinder betrifft, sondern natürlich auch Erwachsene haben können. Auch wenn die meisten Betroffenen bereits mit einer Fehlstellung geboren werden (primäre Hüftdysplasie), kann sich diese Erkrankung auch aufgrund eines Unfalls, etwa eines Sturzes, entwickeln. Dann spricht man von einer sekundären Hüftdysplasie. Es gilt: je früher sie erkannt wird, desto besser lässt sie sich erfolgreich therapieren.
Heute erinnert Klaus nur noch ein kleiner Schnitt an der Außenseite der rechten Hüfte an den operativen Eingriff in der ATOS Klinik Heidelberg. Zu einer solch schnellen und erfolgreichen Regeneration trägt nicht nur die von Prof. Thorey angewandte minimal-invasive-Operationstechnik bei, sondern auch der Muskelaufbau vier Wochen vor der Operation und das Krafttraining (an den Geräten), das Klaus bis heute regelmäßig fortführt. Nur so lässt sich Muskelkraft und Mobilität bis ins hohe Lebensalter aufrechterhalten, was zu einer verbesserten Lebensqualität beiträgt. Klaus freut sich jedenfalls schon jetzt auf den nächsten Städtetrip.
Haben Sie dazu noch Fragen oder sind Sie selbst betroffen? Dann kontaktieren Sie Professor Thorey. Er hilft Ihnen gerne weiter:
Bei einer Hüftdysplasie im Säuglings- und Kindesalter ist unser Kinderorthopäde Dr. Sebastian Müller Ihr richtiger Ansprechpartner:
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Bildnachweis: david-dibert-POYDluw0tyw-unsplash, Patientenbilder © Bildgebung eigene Darstellung.