Häufig gestellte Fragen zu Hüftdysplasie und Beinlängendifferenz
Wussten Sie, dass der Begriff „Hüftgelenksdysplasie“ aus dem Altgriechischen stammt? Er setzt sich zusammen aus den Wörtern δυσ (dys) = „miss“ und πλάσσειν (plassein) = „formen“. Hüftdysplasie bezeichnet eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, bei der der Hüftkopf nicht richtig in der Hüftpfanne sitzt. Diese Fehlstellung kann zu einer Instabilität des Gelenks führen und das Risiko für Schmerzen und Arthrose erhöhen.
Hüftdysplasie kann sowohl angeboren als auch entwicklungsbedingt auftreten und ein oder beide Hüftgelenke betreffen. Bei zwei bis drei von 100 Neugeborenen, insbesondere bei Mädchen, wird diese Fehlbildung festgestellt.
Doch wie erkennt man eine Hüftdysplasie frühzeitig? Welche Anzeichen können im Alltag auf eine solche Fehlstellung hinweisen? Was passiert, wenn sie unbehandelt bleibt? In welchem Zusammenhang steht sie mit Beinlängendifferenzen und was kann der Orthopäde tun?
Diese und ähnliche Fragen erreichen uns täglich. Deshalb haben wir die häufigsten für Sie zusammengestellt und beantwortet. Sollten Sie ein Thema vermissen oder weitere Fragen haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
Welche Symptome weisen auf eine Hüftdysplasie hin?
Bei Säuglingen und Kleinkindern treten oft keine offensichtlichen Beschwerden auf, jedoch können asymmetrische Beinlängen oder eine eingeschränkte Beweglichkeit ein Hinweis sein. Bei älteren Kindern kann ein ausgeprägtes Hohlkreuz oder ein so genannter „Watschelgang“ auf eine Hüftdysplasie hinweisen. Im Erwachsenenalter können schließlich Schmerzen im Hüftbereich und eine eingeschränkte Beweglichkeit auftreten.
Was sind die Ursachen einer Hüftdysplasie?
Die Hüftdysplasie ist in erster Linie genetisch bedingt. Eine ungünstige oder beengte Lage des Fötus im Mutterleib kann ebenfalls dazu beitragen. Auch hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft spielen eine Rolle. Bei Neugeborenen findet sich häufig eine ungenügende Ausbildung der Hüftpfanne, die den Hüftkopf nicht vollständig bedeckt.
Welche Folgen hat eine unbehandelte Hüftdysplasie?
Eine häufige Folge der Hüftdysplasie ist das Herausrutschen des Hüftkopfes aus seiner zentrischen Position in der Hüftgelenkspfanne, was zu einer teilweisen oder vollständigen Verrenkung (Luxation) des Hüftgelenks führen kann. Wird die Hüftdysplasie nicht behandelt, kann sie im Laufe der Zeit zu einer Coxarthrose (Arthrose des Hüftgelenks) führen. Diese entsteht durch die ungleichmäßige Belastung und Abnutzung des Gelenkknorpels aufgrund der Fehlstellung.
Was passiert, wenn der Hüftkopf dysplasiebedingt nicht vollständig überdacht ist?
Eine unzureichende Überdachung des Hüftkopfes führt zu einer erhöhten Druckbelastung auf die reduzierte Pfannenoberfläche, was zu einem vorzeitigen Verschleiß des Gelenkknorpels führen kann. In manchen Fällen ist dieser Verschleiß so ausgeprägt, dass bereits in jungen Jahren ein Gelenkersatz durch eine Endoprothese notwendig wird. In schweren Fällen kann es zu einer Hüftgelenkluxation kommen, bei der der Hüftkopf nicht mehr in der Hüftpfanne liegt und im Laufe der Jahre eine so genannte Sekundärpfanne am Beckenrand bildet.
Beispiel einer beidseitigen Hüftdysplasie (21-jährige Patientin):
Die Bildgebung zeigt eine Hüftdysplasie rechts mit einem CE-Winkel von 18° (normal ist >30°) und einem AC-Winkel von 33° (normal ist <20°):
Wie wird eine Hüftdysplasie im Erwachsenenalter behandelt?
Die Behandlung der Hüftdysplasie im Erwachsenenalter richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und umfasst sowohl konservative als auch operative Ansätze. Bei frühzeitiger Erkennung, wenn der Gelenkknorpel noch wenig geschädigt ist, kann eine 3-D-Beckenkorrektur eingesetzt werden, um die Fehlstellung zu korrigieren und das Fortschreiten des Verschleißes zu verlangsamen.
In fortgeschrittenen Fällen kann eine periacetabuläre Beckenosteotomie (PAO) durchgeführt werden. Dabei wird die Hüftpfanne mit dem umgebenden Knochen neu positioniert, um eine bessere Überdachung des Hüftkopfes zu gewährleisten. Diese Technik kann langfristig die Gelenkfunktion verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Liegen bereits Knorpelschäden vor, kann eine Knorpeltherapie in Betracht gezogen werden, um den geschädigten Knorpel zu regenerieren und die Gelenkfunktion zu optimieren. In fortgeschrittenen Fällen, wenn konservative und operative Maßnahmen nicht mehr ausreichen, kann ein künstliches Hüftgelenk notwendig werden. Dies kann die Schmerzen deutlich lindern und die Gelenkfunktion wiederherstellen. Die Entscheidung über die beste Behandlungsstrategie sollte in enger Zusammenarbeit mit einem Orthopäden getroffen werden, um den individuellen Bedürfnissen und dem Krankheitsverlauf gerecht zu werden.
Hüftdysplasie bei Kindern
Dr. Müller ist Kinderorthopäde und spezialisiert auf die Behandlung von Hüftdysplasie im Säuglings- und Kindesalter. Wenn Sie Fragen zur Hüftdysplasie bei Kindern haben oder eine Beratung wünschen, wenden Sie sich gerne an Dr. Sebastian Müller. Er steht Ihnen mit seiner Expertise zur Seite:
Was sind die wichtigsten Vorteile der PAO-Methode?
Die periacetabuläre Beckenosteotomie (PAO) bietet mehrere entscheidende Vorteile:
- Verbesserte Überdachung des Femurkopfes: Durch die Korrektur wird eine bessere Überdachung des Hüftkopfes erreicht, was zu einer physiologischeren Belastung des Hüftgelenks führt und das Risiko von Knorpelschäden verringert.
- Erhaltung der Stabilität: Die hintere Säule des Beckens bleibt während des Eingriffs intakt, wodurch die Stabilität des Beckens erhalten bleibt. Dies ermöglicht eine sofortige Mobilisierung nach der Operation.
- Minimalinvasive Technik: Die PAO erfordert nur einen kleinen Hautschnitt in der Leiste, was die Genesung beschleunigt und den Krankenhausaufenthalt auf wenige Tage reduziert.
- Schnelle Mobilisierung: Bereits am ersten Tag nach der Operation kann der Patient mit Unterarmgehstützen mobilisiert werden. Eine vollständige Belastung des Beins ist nach etwa 8 bis 12 Wochen möglich, und sportliche Aktivitäten können in der Regel nach 6 Monaten wieder aufgenommen werden.
Wie können zusätzliche Knorpelbehandlungen bei Hüftgelenksdysplasie helfen?
Bei Knorpelschäden im Hüftgelenk können spezielle intraartikuläre Knorpelbehandlungen durchgeführt werden, um die Gelenkgesundheit zu fördern. Dazu gehören die Autologe Chondrozytentransplantation (ACT) oder die AMIC/MACI-Behandlung. Diese zusätzlichen Knorpelbehandlungen zielen darauf ab, die Regenerationsfähigkeit des Knorpels zu nutzen und die Lebensdauer des Hüftgelenks zu verlängern. Durch die Reparatur von Knorpelschäden kann die Funktion des Gelenks deutlich verbessert und das Risiko einer frühzeitigen Arthrose verringert werden.
Wann wird eine Hüft-TEP eingesetzt?
Eine Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) wird eingesetzt, wenn die arthrotischen Verschleißerscheinungen im Hüftgelenk stark ausgeprägt sind und der Patient unter starken Bewegungs- und Ruheschmerzen leidet. Das Fortschreiten der Arthrose kann durch Röntgenaufnahmen des Hüftgelenks gut beurteilt werden. Bei der Operation wird das geschädigte Gelenk entfernt und durch eine künstliche Hüftpfanne und einen künstlichen Hüftkopf ersetzt.
„Bedingt durch eine beidseitige Hüftdysplasie hatte ich – obgleich sportlich und mit 43 noch recht jung – mit zunehmenden Hüftbeschwerden zu kämpfen. Bevor mir Herr Prof. Dr. Thorey vor einem Jahr künstliche Hüften einsetzte, konnte ich kaum noch gehen und hatte mit sehr starken Schmerzen zu kämpfen. Trotzdem hatte ich mir sehr lange Gedanken darüber gemacht, ob ich mir in meinen jungen Jahren Prothesen einsetzen lassen soll.
Die Operation verlief reibungslos und zu meiner vollsten Zufriedenheit. Ich habe kaum Blut verloren und war bereits kurz nach der OP wieder auf den Beinen. In den ersten Wochen nach der OP ging ich auf Krücken, 5 Wochen später konnte ich sie vollständig beiseitelegen und heute – ein Jahr später, wandere ich mit einer Kindertrage auf dem Rücken durch die Berge. Ich bin Herrn Prof. Dr. Thorey unendlich dankbar für dieses perfekte Operationsergebnis.“
(Patientenstimme nachzulesen auf jameda.de)
Kann eine Hüftdysplasie zu einer Beinlängendifferenz führen?
Ja, eine Hüftdysplasie kann zu einer Beinlängendifferenz führen. Die Fehlstellung des Hüftgelenks kann zu einer asymmetrischen Belastung und unterschiedlichen Entwicklung der Beine führen, d.h. wenn die Hüftpfanne nicht richtig ausgebildet ist, kommt es zu einer Fehlposition des Oberschenkelknochens im Gelenk. Dies kann sich bereits im Säuglingsalter bemerkbar machen, z.B. wenn die Beine unterschiedlich lang erscheinen oder sich nicht gleichmäßig spreizen lassen.
Wie erkennt man eine Beinlängendifferenz?
Eine Beinlängendifferenz erkennt man in erster Linie an einem sichtbaren Unterschied in der Beinlänge: Ein Bein kann kürzer erscheinen als das andere. Weitere Anzeichen sind asymmetrische Gesäßfalten, bei denen eine Gesäßfalte höher liegt als die andere. Auch eine eingeschränkte Beweglichkeit kann ein Hinweis sein, insbesondere wenn das Spreizen der Beine erschwert ist.
Wie wird eine Beinlängendifferenz bei Hüftdysplasie behandelt?
Die Behandlung einer Beinlängendifferenz bei Hüftdysplasie richtet sich nach dem Schweregrad und den Begleitsymptomen. Konservative Maßnahmen umfassen den Einsatz von orthopädischen Einlagen, manuelle Therapie und Physiotherapie. Durch gezielte Übungen zur Kräftigung der Muskulatur und Verbesserung der Körperhaltung können funktionelle Beinlängendifferenzen oft schon korrigiert werden.
In schwereren Fällen kommt eine operative Korrektur in Betracht, insbesondere durch den Einsatz einer Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP). Dabei wird das geschädigte Hüftgelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Durch die Wahl der Prothesenlänge und die exakte Positionierung des Gelenkkopfes kann der Operateur die Beinlänge anpassen. Allerdings ist zu beachten, dass eine Beinlängendifferenz nach einer Hüft-TEP nicht immer vollständig ausgeglichen werden kann. Hier spielen Faktoren wie die exakte Positionierung der Prothese und die individuelle Anatomie des Patienten eine entscheidende Rolle.
Eine regelmäßige postoperative Nachsorge in Kombination mit Physiotherapie zur Kräftigung und Stabilisierung der Muskulatur ist unerlässlich, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.
Wenn Sie mehr über dieses Thema erfahren möchten oder spezielle Fragen haben, wenden Sie sich bitte an unseren Orthopäden Prof. Dr. Fritz Thorey. Er ist Spezialist für Knorpel-, Knie- und Hüftchirurgie und kann Ihnen zum Thema Hüftdysplasie weiterhelfen:
Einen interessanten Artikel zu diesem Thema finden Sie hier:
Lesen Sie auch den Erfahrungsbericht unseres Patienten, dessen Hüftdysplasie lange unentdeckt blieb: