Patientenstory: „Mit 22 fast ein künstliches Gelenk“

Christiane ist ehrgeizig. Bevor sie morgens zur Arbeit geht, trainiert sie um 5 Uhr im Fitnessstudio. Sie will vor allem ihre Beine stärken, denn sie hat schon früh Probleme mit den Knien bekommen. „Mein Ziel ist es“, sagt sie, „mich in meinem Körper wohlzufühlen und trotz meines Knies das Beste daraus zu machen“. Außerdem ist Sport natürlich auch für ihre allgemeine Gesundheit wichtig, zumal sie einen ganz typischen Bürojob hat. Mit Hilfe eines Fitnesstrainers plant sie ihre Trainingstage und konzentriert sich dabei auf „Bein Vorderseite“, „Push“- und „Pull“-Übungen sowie „Bein Rückseite“.

Meine Geschichte

Doch was genau ist mit ihrem Knie passiert? Christiane macht kein Geheimnis daraus und teilt ihre Geschichte offen mit ihren Followern in den sozialen Medien. Sie zeigt nicht nur Ausschnitte vom Beintraining an der Langhantel im Studio, sondern auch Bilder kurz nach der Knieoperation, im Krankenzimmer, bei der Physiotherapie oder bei den ersten Versuchen mit Gehstützen. Die Leserinnen und Leser fragen um Rat, erzählen von ihren eigenen Knieproblemen und hoffen, mehr über Knorpelschäden und deren Behandlung zu erfahren.

„Schon als Jugendliche hatte ich Schmerzen in beiden Kniegelenken, weil mir die Kniescheibe immer wieder herausrutschte“, erzählt die junge Influencerin, die schon früh erfuhr, dass sie kaum ein Gleitlager hat, in dem die Kniescheibe sicher geführt werden kann.

In der Medizin spricht man in diesem Zusammenhang von einer Kniescheibeninstabilität oder Patellaluxation (lat. patella „Schale“ und luxare „verrenken“): Das Gleitlager kann man sich als eine Art Rinne vorstellen, in der die Patella (Kniescheibe) bei Beugung und Streckung hin und her gleiten kann. Damit dies reibungslos funktioniert, ist die Rückseite der Kniescheibe mit einer dicken Knochenschicht überzogen. Das Gleiten wird auch durch Bänder ermöglicht, die die Kniescheibe umgeben. Alles spielt auf komplexe Weise zusammen, und so gibt es leider auch viele verschiedene Ursachen für eine Patellaluxation. Die Kniescheibe kann herausspringen, wenn die Gleitrinne zu flach ist, also eine Fehlbildung der Gleitrinne wie es bei Christiane der Fall ist, die Kniescheibe zu weit oben steht oder das Stabilisierungsband gerissen ist. Auch X-Beine, eine schwache Muskulatur oder falsches Schuhwerk können solche Kniescheibenprobleme begünstigen.

Exemplarisch: Seitenansicht eines Kniegelenks mit Kniescheibe, die in einem Gleitlager sicher geführt und durch eine Bandstruktur stabilisiert wird.

Misslungene erste Operation

Bei Christiane waren beide Kniegelenke betroffen und sie entschied sich damals für eine Operation, die leider nicht das gewünschte Ergebnis brachte: „Mein erster Arzt hat mich leider falsch behandelt und dadurch ist der Schaden noch größer geworden. Das Gleitlager wurde im falschen Winkel gefräst“. Die Schmerzen wurden chronisch. Die junge Sportlerin spürte ihn bei einfachen Alltagshandlungen wie Treppensteigen oder Kniebeugen. „Als keine Besserung in Sicht war, wurde mir – damals war ich 22 Jahre alt – gesagt, dass ein künstliches Gelenk der letzte Ausweg sei. Zum Glück stieß ich im 300 Kilometer entfernten Heidelberg auf den Knieexperten Professor Siebold. „Jeder Kilometer hat sich gelohnt“, ist sie heute überzeugt.

Knieexperte Professor Siebold schlug anderen Therapieansatz vor

Christiane fühlte sich in der Heidelberger ATOS Klinik, in der Sprechstunde von Professor Siebold im Internationalen Zentrum für Orthopädie sofort wohl. Der Kniespezialist sah nach eingehender klinischer Untersuchung eine andere Möglichkeit: Die Röntgen- und MRT-Bilder zeigten einen starken Knorpelschaden, der die Kniescheiben so instabil machte. Statt eines frühzeitigen Gelenkersatzes wurde ihr eine Knorpelzelltransplantation mit Rekonstruktion eines Bandes vorgeschlagen, das an der Innenseite der Kniescheibenkapsel verläuft und die Kniescheibe stabilisiert, das so genannte mediale patellofemorale Band (MPFL).

Während der ACT wurde ihr gesunder Knorpel entnommen und zur Züchtung eingeschickt. Sechs Wochen später – Christiane erinnert sich, es war kurz vor Weihnachten – wurde das neu gezüchtete Knorpelgewebe zunächst einseitig an der defekten Stelle der Kniescheibe eingesetzt: „Ich durfte 12 Wochen lang gar nicht auftreten und dann nur 10 Prozent belasten. Es war eine sehr harte Zeit, aber ich bereue keinen einzigen Tag!“.

Knorpelzüchtung im Labor – Sphäroide zur Implantation bei einem Knorpeldefekt (© CO.DON GmbH – mit freundlicher Genehmigung)

Knorpel „wächst nach“, tolles Resultat

Kurze Zeit später zeigte ein Blick ins Knie (mit moderner Bildgebung), dass der Knorpel gut nachgewachsen war. „Ich weiß, dass ich in ein paar Jahren wahrscheinlich ein künstliches Gelenk brauche, aber ich bin dankbar für jedes Jahr, das ich hinauszögern kann“, sagt die junge Frau, die jetzt viel Wert auf Kraft- und Ausdauertraining legt und am eigenen Leib spürt, wie wichtig das Training für den Alltag ist. Joggen kann sie zwar nicht mehr, und Kniebeugen bereiten ihr immer noch Schmerzen, aber seit der Knorpelzelltransplantation und MPFL-Rekonstruktion ist alles viel besser geworden.

Und noch etwas hat sie in Absprache mit ihrem Orthopäden und ihrer Ärztin geändert, was sich positiv auf die Knorpelgesundheit auswirkt: „Ich habe sechs Monate lang auf tierische Produkte und Zucker verzichtet. Meine Ernährung hat den Heilungsprozess des Knorpels unterstützt und es ging mir viel besser“, sagt sie.

Jetzt ist Christiane wieder fit ist und trainiert fleißig an der Hantel. Und wer weiß, vielleicht lässt sich der Kniegelenkersatz ja doch noch ganz lange hinauszögern?!?


Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Siebold:


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Biodnachweis: Darstellung Knie (ID: 128575745) © von SciePro aus shutterstock.com; Knorpelzellzüchtung im Labor © CO.DON GmbH – mit freundlicher Genehmigung; © eigene Darstellung von Christiane – mit freundlicher Genehmigung.