Patientenstory: „Als Turnerin hört man ungern komplett auf!“

Bereits im Alter von vier Jahren begeisterte sich Theresa für das Kunstturnen. Diese Turnsportart ist ein hochkünstlerischer und zugleich ästhetischer Leistungs- und Wettkampfsport, bei dem sich die Teilnehmerinnen in den vier Disziplinen Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden messen. Damit gehört das Kunstturnen zu den Spitzensportarten mit einem enormen Trainingsaufwand, den die heute 16-jährige Leistungsturnerin seit mindestens 14 Jahren auf höchstem Niveau betreibt. „Anfangs habe ich zwei Stunden pro Woche trainiert. Mittlerweile sind es fast 20 Stunden.“ Damit hält sie sich in der höchsten Leistungsklasse (nach dem Code de Pointage, kurz: CdP). Theresa turnt nicht nur in der Bundesliga beim VfL Kirchheim, sondern nimmt auch an zahlreichen Auslandswettkämpfen teil.

Der Unfall am Balken

Doch Anfang 2023 passierte etwas Unerwartetes. Die junge Sportlerin erinnert sich: „Ich bin bei der Landung meiner Verbindung Radwende-Salto rückwärts auf dem Schwebebalken umgeknickt und habe mich am linken Sprunggelenk verletzt“. Leider wurden die MRT-Aufnahmen ihres Sprunggelenks zunächst falsch interpretiert und sie durfte weiter trainieren. „Mir wurde gesagt, dass alles in Ordnung sei und ich wieder mit dem Training beginnen könne. Das tat ich auch, obwohl ich nur humpeln konnte.“

Als sich die Situation in den darauffolgenden Wochen nicht besserte und die Schmerzen nicht nachließen, entschloss sie sich, direkt in die ATOS Klinik nach Heidelberg zu fahren, um die Verletzung von Dr. Sebastian Müller, Kinderorthopäde und Fußspezialist im Internationalen Zentrum für Orthopädie, untersuchen zu lassen.  

Etwas wurde übersehen

Das Einholen dieser Zweitmeinung war wichtig und richtig, denn Dr. Müller sah sich nicht nur den schriftlichen Befund an, sondern vor allem auch die angefertigten MRT-Bilder. Dabei erkannte er sofort, dass eine partielle Außenbandruptur übersehen worden war. „Das angerissene Außenband war zwar in der Zwischenzeit wieder verheilt, aber ein Bluterguss blieb zurück“. Dr. Müller spritzte daraufhin ein Lokalanästhetikum, um das Sprunggelenk unter Belastung zu testen und herauszufinden, woher die Schmerzen kamen. „Danach ging ich zurück in die Halle und konnte zum ersten Mal wieder schmerzfrei trainieren“, erinnert sich die junge Sportlerin.

Immer wieder umgeknickt

Doch kurz darauf knickte Theresa erneut um. Wieder beim Rückwärtssalto auf dem Schwebebalken – und das gleich zwei Mal in Folge! Zurück in der ATOS Klinik untersuchte Dr. Müller den verletzten Fuß. Nachdem die Schwellung zwei Wochen später zurückgegangen war und der Fuß mit einer Orthese ruhiggestellt wurde, zog er seinen Kollegen Professor Becher hinzu, einen ausgewiesenen Sprunggelenkspezialisten. Dieser diagnostizierte eine Weichteilschwellung und eine Bänderinstabilität im lateralen Bereich.

Operation in drei Tagen, Heimreise nach zwei Nächten

„Man riet mir zu einer Operation, wenn ich wieder Sport machen wolle! Und da ich unbedingt wieder zurück in die Halle wollte, wurde ich drei Tage später von Prof. Becher operiert“. Dabei wurden nicht nur die entzündete Gelenkschleimhaut und alte Einblutungen im Gelenk entfernt, sondern auch eine modifizierte Außenbandrekonstruktion durchgeführt.

Die junge Patientin konnte bereits nach zwei Nächten im Krankenhaus nach Hause entlassen werden. „Nach der Operation musste ich den Fuß natürlich wieder ruhigstellen, also die Orthese noch vier Wochen tragen. Außerdem bekam ich Gehstützen, mit denen ich den Fuß für etwa sechs bis sieben Wochen langsam belasten konnte.“ Parallel dazu begann direkt nach der Operation das physiotherapeutische Training, das teilweise sogar online stattfand. So konnte Theresa auch zu Hause bequem weiter trainieren.

„Als Turnerin hört man ungerne komplett auf. Kaum war ich die Gehstützen los, stand ich wieder in der Turnhalle.”

Zurück zum Training

„Als Turnerin hört man ungerne komplett auf. Kaum war ich die Gehstützen los, stand ich wieder in der Turnhalle. Ich trug eine schmale Schiene und konnte schon wieder Kraftübungen machen, bei denen ich den Fuß nicht belasten musste“, erzählt die 16-Jährige, die heute – nur ein halbes Jahr später – wieder alles trainieren kann.

Mental schwer, aber die Kurve gekriegt

Natürlich dauert es eine Weile, bis sie wieder das ursprüngliche Niveau erreicht, das sie vor dem Unfall hatte. „Es war auch mental nicht einfach, vor allem am Schwebebalken, genau dort, wo der Unfall passiert ist“, aber Theresa hat die Kurve gekriegt. Das Tapen der Gelenke bei besonderen Belastungen wie beim Abgang vom Barren, beim Sprung oder eben am Schwebebalken halfen ihr zusätzlich. Joggen ist immer noch nur eingeschränkt möglich, aber den Salto rückwärts turnt die ambitionierte Sportlerin wieder so professionell wie früher, sogar im Wettkampf! Das hat Theresa erst kürzlich – fast genau ein Jahr nach dem Unfall – bei ihrem ersten erfolgreichen Vierkampf bewiesen.

Sportliche Pläne und Ziele

Die Spitzenturnerin hat noch viel vor! Sie arbeitet hart an sich, verbessert ihre Übungen und freut sich auf die kommende Bundesliga-Saison. Bald geht es nach Belfast in Nordirland. Wettkämpfe im Ausland findet sie besonders aufregend, dann kann sie wieder zeigen, was in ihr steckt. Wir drücken ihr ganz fest die Daumen!


Möchten Sie mehr erfahren oder Kontakt mit einem unserer Fuß- und Sprunggelenkspezialisten aufnehmen? Dann wenden Sie sich bitte an Professor Dr. Becher und/ oder Dr. Sebastian Müller:

Bildnachweis: © Bilder und Video von Theresa – mit freundlicher Genehmigung.


Weitere Patientenstorys finden Sie hier: