Patientenstory: „Arthrodese mit 20 Jahren? Muss nicht sein!“

Die Krankheitsgeschichte von Kristina A. beginnt in ihrer frühen Kindheit. Bereits im Alter von drei Jahren wurde bei ihr Rheuma diagnostiziert. Wenn von „Rheuma“ die Rede ist, ist meist die rheumatoide Arthritis gemeint. Diese Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die eigenen Gelenke angreift, führt zu Entzündungen und Schmerzen.

Rheuma bei Kindern

Kinder mit Rheuma leiden oft unter Schmerzen, Schwellungen, Steifheit und manchmal Fieber. Auch Hautausschläge und Überwärmung der Gelenke kommen vor, seltener Rötungen. Kinder mit Rheuma sind sehr empfindlich, schlafen schlecht und nehmen früh eine Schonhaltung ein.

Auch Kristina litt ständig unter Schmerzen, die ihren Alltag stark einschränkten. Schon früh kam sie zur Behandlung in eine der wenigen Kinder-Rheumakliniken, nach Garmisch-Partenkirchen. Da Rheuma nicht heilbar ist, kann nur eine frühzeitige und richtige Behandlung die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen. Kristina konnte nur noch selten draußen spielen und musste noch Jahre später Schmerzmittel nehmen, um mit Freunden ausgehen zu können.

Zweithäufigste Ursache für Arthrose ist Rheuma

Die rheumatische Erkrankung wirkte sich bei der zierlichen Frau vor allem auf die Sprunggelenke aus. Die Gelenke waren oft steif, überwärmt, geschwollen und gerötet. Solche Entzündungen fördern den Abbau des Knorpels, was zu Arthrose führt. Die zweithäufigste Ursache für Sprunggelenksarthrose ist Rheuma.

Im Alter von 20 Jahren, als Kristina gerade ihr Studium begonnen hatte, wurde bei ihr eine fortgeschrittene Arthrose des Sprunggelenks diagnostiziert. Als Behandlungsmöglichkeit wurde ihr eine Arthrodese vorgeschlagen.


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Frühe Gelenkversteifung? Keine Option

Für eine junge Frau, die erst am Anfang ihres Lebens steht, war die Versteifung keine Option. Kristina wollte diese Lösung nicht akzeptieren und suchte nach Alternativen. Schließlich fand sie einen Spezialisten in der Nähe von Hamburg, der bereit war, ihre Sprunggelenke durch künstliche Gelenke zu ersetzen.

Sprunggelenksprothese – eine schwierige Aufgabe

Die Implantation eines Sprunggelenks ist eine der schwierigsten Operationen in der orthopädischen Chirurgie, da das Gelenk aufgrund seiner Fragilität sehr verletzungsanfällig und komplex ist. Hinzu kommt, dass sich Sprunggelenksprothesen oft sehr schnell abnutzen. Es braucht vor allem viel Erfahrung des Mediziners und vor allem genügend Knochenfläche, damit das Gelenk eingesetzt werden kann.

Das ist jetzt 20 Jahre her – Einbruchgefahr

Kristina erhielt im Abstand von acht Jahren Sprunggelenkimplantate auf beiden Seiten. Die letzte Operation liegt bereits 20 Jahre zurück. Die junge Frau arbeitet heute als Lehrerin und war lange Zeit beschwerdefrei. Extrem sportlich war sie zwar noch nie, aber Aktivitäten z.B. mit ihrer Schulklasse waren immer problemlos möglich.

Im Laufe der Zeit können sich jedoch zystische Läsionen bilden, die zu einem Hohlraum im Knochen und zum Versagen der Prothese führen können.

Bei einer regelmäßigen Röntgenuntersuchung wurde bei Kristina eine solche Zyste (zunächst linksseitig) entdeckt. Kristina erinnert sich: „Dies war zwar nicht schmerzhaft, aber es bestand Einbruchgefahr.“ Das musste genauer untersucht und die Folgen des Defekts mit einem Spezialisten abgeklärt werden. Doch wieder einmal stand Kristina vor dem Problem, einen geeigneten Spezialisten zu finden, der sich mit dem Thema auskennt.

„Ich fand keinen Arzt, der eine Behandlungsmöglichkeit sah. Mein Hamburger Chirurg ist inzwischen verstorben. […]. Und auch mit 45 Jahren wollte ich keine versteiften Sprunggelenke haben.“

Kristina A. – Patientenstory

Experte gesucht

Ihr Rheumatologe durchforstete sein eigenes Netzwerk und wurde tatsächlich fündig: Fußspezialist Dr. Sebastian Müller von der ATOS Klinik Heidelberg.  Im Jahr 2019 stellte sich die junge Frau zum ersten Mal bei Dr. Müller im Internationalen Zentrum für Orthopädie vor. Alles deutete auf eine zystische Läsion im Bereich des Talus (Sprungbein) und der Tibia (Schienbein) hin. Das CT zeigte eine 6 x 4 cm große Resorptionszyste und einen deutlichen Gelenkerguss im oberen Sprunggelenk. Das rechte Sprunggelenk war sogar stärker betroffen als das linke. Es wäre sinnvoll, so Dr. Müller, eine Zystenfüllung vorzunehmen, bevor an eine Korrektur durch Revision (Wechseloperation) gedacht werden kann.

Neue Prothese auf dem Markt – das Timing könnte nicht besser sein

Während der Behandlungsphase kam eine neue, vielversprechende Sprunggelenkprothese auf den Markt, die VANTAGE®-Prothese. Diese haben Dr. Müller und sein Kollege Prof. Thermann unter die Lupe genommen und in der medizinischen Fachzeitschrift ATOS News (Ausgabe 40/22) vorgestellt: „Die VANTAGE®-Sprunggelenk-Totalendoprothese – ein völlig neuer Ansatz“.

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Die Revision kann beginnen

Anfang 2022 wurde der Patientin zunächst die Taluskomponente der Sprunggelenkprothese auf der rechten Seite entfernt. Die Zyste wurde mit Spongiosa aus dem Beckenkamm aufgefüllt und anschließend wurde eine sogenannte Interimsprothese (Spacer®) implantiert. Ein Spacer-Implantat dient als antibiotikahaltiger Platzhalter und entspricht in seiner Form einer Dauerprothese, die nur vorübergehend für einige Wochen im Gelenk verbleibt. Bereits zwei Monate später erfolgte die Implantation der neuen Flatcut VANTAGE® Sprunggelenksprothese.

Abb. 1: Vor dem operativen Einsatz der VANTAGE® Revisionsprothese.
Abb. 2: Entfernung der talaren Komponente (unterer Teil der Prothese) am linken Sprunggelenk.
Abb. 3: Zwischenstand nach Zystenauffüllung und kurz vor dem Einbau der neuen Flatcut VANTAGE® Revisionsprothese.
Abb. 4: Zwei Monate postop: Die Prothese sitzt optimal, Mobilisation bereits möglich.
Abb. 5: Exakt ein Jahr nach Einsatz der Revisionsprothese auf der linken Seite. Sehr guter Heilungsverlauf, die rechte Seite kann geplant werden.

Fazit

Rückblickend ist Kristina dem Arzt Dr. Müller sehr dankbar „für seine Experimentierfreude, seine Kreativität und sein innovatives, auch mal um die Ecke gehendes Denken, immer im Sinne des Patienten und gepaart mit ehrlichem Interesse und großer Herzlichkeit“. Sie konnte ihre Mobilität im Alltag bewahren und der Versteifung entkommen. Die Operation verlief sehr gut: Die Prothese zeigt bis heute einen optimalen und stabilen Halt und bewährte sich bereits nach kurzer Zeit bei der Frühmobilisation unter Vollbelastung der Patientin.

Inzwischen wurde auch die linke Seite mit der gleichen Methode behandelt. „Dr. Müller hat in den letzten zweieinhalb Jahren meine beiden Füße erfolgreich saniert. Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können!“. 


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Bildnachweis: © Kristina A. – mit freundlicher Genehmigung.