Interessante Umfrage zur Schlittenprothese – Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis
Vor einiger Zeit wurde durch Prof. Becher und Kollegen der sog. Small-Implants-Gruppe der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) das Ergebnis einer anonymen Umfrage unter Medizinern, mit etwas mehr als 400 Teilnehmer*innen veröffentlicht. Die Umfrage ist nachzulesen auf dieser Seite. Zu den Befragten zählten operativ tätige Chefärzte, leitende Ärzte und Fachärzte aber auch selbstständig niedergelassene Fachärzte, ohne Fokus auf eine operative Tätigkeit.
Frage nach dem Einsatz einer Schlittenprothese
Der Fokus der Befragung lag auf dem Einsatz von Schlittenprothesen am Knie, die seit den 1970er Jahren durchgeführt werden. Die Schlittenprothese wird auch als unikondyläre tibiofemorale Endoprothetik (UKE) am Knie bezeichnet. Sie ist demnach eine Teilprothese, bei der nur ein einseitiger (uni) Gelenkersatz durchgeführt wird. Und obwohl der Einsatz der Schlittenprothese seit gut 50 Jahren viele Vorteile aufweist, stellt sich die Frage, warum die Methode in der Praxis noch immer sehr zögerlich angewendet wird.
Kurz zur Technik
Die Metallprothese wird in den Schienbeinkopf und den Oberschenkelknochen implantiert. Zwischen diesen beiden Metallen wird zudem eine Gleitfläche (aus Kunststoff) eingebracht, was der Prothese vermutlich die Bezeichnung „Schlitten“ brachte. Mit dieser Technik wird eine weitgehend natürliche Roll-Gleitbewegung des Kniegelenks wiederhergestellt.
Abb.: Röntgenbild einer im inneren Gelenknteil eingebrachten Schlittenprothese
Die Vorteile
Der Einsatz der Schlittenprothese ist vergleichsweise eine noch relativ junge Methode. Sie zeigt allerdings gute Resultate: zum Beispiel wird aufgrund des minimal-invasiven Eingriffs ein nur kleines Operationstraumata hervorgerufen. Das Operations- und Infektionsrisiko wird geringgehalten und benachbartes Gewebe bzw. andere Gelenkteile werden selten verletzt. Auch die Genesungszeit verkürzt sich aufgrund des geringen OP-Eingriffs. Der oder die Betroffene erreicht eine insgesamt sehr gute, freie Beweglichkeit, eine normale Funktion des Knies und in der Regel ist auch das Gangbild natürlich.
Diskussion der Forschung
Die Umfrage hat allerdings auch gezeigt, dass es in Hinblick auf die Praxis im Vergleich zur wissenschaftlichen Literatur noch einige offene Fragen gibt. Zum einen betrifft es die Indikationsstellung bei Übergewicht. Man ging lange davon aus, dass der Patient sein Körpergewicht auf mindestens 82 kg reduzieren müsse, damit eine Schlittenprothese zweckmässig funktionieren kann. Man stritt auch lange Zeit über das Alter. Der Patient hätte nicht älter als 60 Jahre alt sein dürfen, um eine UKE zu erhalten. Dies wurde allerdings widerlegt.
Fazit
Im Hinblick auf das Übergewicht ist lediglich sicher, dass das Komplikationsrisiko bei operativen Eingriffen bei adipösen Menschen (BMI >35) allgemein höher ist.
Das Alter des Patienten ist in Bezug auf die Indikationsstellung irrelevant.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei richtiger Indikationsstellung die Schlittenprothese die bessere Wahl als der Einsatz einer Totalendoprothese (TEP) ist und sie deshalb vor allem bei aktiven Menschen besonders gefragt ist.
Sie interessieren sich für das Thema? Wollen mehr erfahren oder direkt Kontakt zum Facharzt aufnehmen? Dann kontaktieren Sie uns. Professor Becher hilft Ihnen gerne weiter.