Häufig gestellte Fragen zum Thema „Autofahren mit Gips/ Schiene“

Ob Gipsbein oder Fußorthese – im Alltag kommt es immer wieder vor, dass orthopädische Hilfsmittel wie Schienen, Orthese oder Gipsverbände zur Behandlung von Bandverletzungen oder Knochenbrüchen eingesetzt werden müssen. Der Alltag ist mit Einschränkungen verbunden – aber wie sieht es beim Autofahren aus? Darf man mit Gips, Walker oder Cast am Straßenverkehr teilnehmen?

Auf dieser Seite finden Sie Antworten zu den am häufigsten gestellten Fragen rund um das Thema „Autofahren mit Gips / Schiene“. Vermissen Sie eine bestimmte Frage oder ist Ihnen noch etwas unklar, dann kontaktieren Sie uns einfach. Unsere Orthopäden helfen wir Ihnen weiter.


Was ist der Unterscheid zwischen Gips, Cast, Walker und Schiene?

  • Ein zirkulärer Gipsverband umschließt die gesamte Extremität. Es gibt auch die Möglichkeit eines Spaltgipses, der zur Erleichterung der Anpassung in zwei Hälften geschnitten wird. Gipsverbände werden zur Ruhigstellung und Schmerzlinderung bei schweren Verletzungen und Knochenbrüchen eingesetzt. Sie ermöglichen die Heilung gebrochener Knochen, indem sie sie über einen längeren Zeitraum fixieren, so dass sie wieder zusammenwachsen und heilen können.
  • Die Gipsschiene ist ebenfalls eine Form des Hartverbandes aus Gips, umschließt die Extremität jedoch nicht vollständig.
  • Gelenkschienen aus Kunststoff werden als Orthesen bezeichnet. Als orthopädische Hilfsmittel werden sie auch zur Behandlung von Knochenbrüchen eingesetzt. Sie umfassen die ganze Körperpartie oder Teile davon. Der Unterschied zum Gips ist, dass man sie jederzeit abnehmen kann.
  • Der Walker ist eine spezielle (abnehmbare) Fußorthese zur Stabilisierung nach einer Verletzung. Auch hier ist das Ziel, den Fuß ruhig zu stellen, d.h. bestimmte Bewegungen zu verhindern, aber gleichzeitig durch die abgerundete, aber rutschfeste Sohle in Stiefelform eine gewisse Mobilität im Alltag zu ermöglichen. Vor allem die individuell einstellbaren Luftkammern und die passgenaue Einlage sorgen für einen hohen Tragekomfort.
  • Ein Cast ist ein Kunststoffgips. Bei Verletzungen wie Frakturen oder Distorsionen sowie bei Überlastungsreaktionen werden Castschienen eingesetzt.  

Kann man mit einem orthopädischen Hilfsmittel Auto fahren?

Interessanterweise gibt es trotz der Einschränkungen, die ein Gips, ein Walker oder eine Gelenkschiene mit sich bringen, kein Gesetz, das das Autofahren mit solchen orthopädischen Hilfsmitteln grundsätzlich verbietet.

ABER: Nach § 315c Abs. 1 StGB (Strafgesetzbuch) muss jedoch jeder Autofahrer sicherstellen, dass er körperlich in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu führen. Ist dies nicht der Fall, macht man sich wegen Gefährdung des Straßenverkehrs strafbar. Schränkt der Gipsverband oder die Schiene das Autofahren in irgendeiner Weise ein, darf man nicht fahren. Wird also eine Gefährdung des Straßenverkehrs nachgewiesen, ist sogar mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren (bzw. 2 Jahren bei Fahrlässigkeit) zu rechnen.

Vorsicht auch bei Versicherungen: Bei den meisten Versicherungen gilt ein solches Verhalten (Fahren mit Gips, Walker oder Cast) als grob fahrlässig. Dies kann im Falle eines Unfalls dazu führen, dass die Haftpflichtversicherung Regress nimmt oder die Kaskoversicherung die Zahlung verweigert.

Wie sieht es mit automatischer Gangschaltung aus?

Ob man mit einem Gipsbein ein Automatikfahrzeug bedienen darf, hängt von der verletzten Seite ab, vor allem aber von der Sichtweise der Ordnungshüter – und da ist die Justiz oft sehr streng: Mit einem eingegipsten rechten Bein ist es unmöglich, das Gas- und Bremspedal zu betätigen. Aber mit dem linken Bein gibt es zumindest theoretisch keine Einschränkung der Fahrtüchtigkeit.

Gleiches gilt übrigens auch für das Fahren mit nur einer Hand: Einhändiges Fahren ist grundsätzlich nicht verboten, solange das Fahrzeug sicher geführt wird. Nach dem Gesetz sind Autofahrer aber dann eine Gefahr für andere, wenn sie aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen – und das kann auch ein Gipsarm sein – nicht in der Lage sind, ein Fahrzeug sicher zu führen.

Was sagt die Orthopädie dazu?

Die Frage der Fahrtauglichkeit beschäftigt auch die Medizin! Es gibt sogar explizite Studien darüber, ob Patienten mit orthopädischen Hilfsmitteln wie Gipsverbänden oder Schienen Auto fahren können oder nicht (vgl. H. L. Stevenson et al. 2013; M. J. Gandhi et al. 2014).

Auch unser Orthopäde Dr. Müller wird im Rahmen der orthopädischen Behandlung häufig von Patienten gefragt, ob sie sich mit einem Walker, einer Schiene oder einem Gips ans Steuer setzen dürfen. Um mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden, geht die Empfehlung eindeutig in Richtung Verkehrsvermeidung!

Wie lange dauert es, bis ein gebrochener Knochen vollständig verheilt ist?

In der Regel ist ein Knochenbruch nach 12 Wochen vollständig verheilt. Dies hängt natürlich immer von der Art des Bruches und anderen Parametern wie Alter, Knochenart, Knochendichte, Gesundheitszustand usw. ab. Danach muss die Muskulatur wieder aufgebaut werden, was mit physiotherapeutischer Unterstützung bis zu zwei Jahre dauern kann. In dieser Zeit sollte die betroffene Körperregion möglichst behutsam an die Aktivitäten herangeführt werden. Das gilt für Beruf, Freizeit und natürlich für das Autofahren.

Sollten Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben, wenden Sie sich bitte an Herrn Dr. Sebastian Müller, der Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite steht:


Bildquellen: Titelbild „Junger Mann mit gebrochenem Fuß/ Gips“ von pixelshot aus Canva; „Aircast Flat Foot Walker“ von flik47 von Getty Images.