Ein Überblick Schulterverletzungen behandeln: konservativ oder operativ?

Schulterverletzungen behandeln: konservativ oder operativ?

Ob beim Sport, im Alltag oder durch berufliche Belastung – Schulterprobleme sind häufig und können die Lebensqualität stark einschränken. Dabei reicht das Spektrum von akuten Schmerzen über Bewegungseinschränkungen bis hin zu strukturellen Schäden wie Rissen oder Instabilitäten. Die gute Nachricht: In vielen Fällen lässt sich die Schulter mit gezielter, konservativer Therapie stabilisieren – eine Operation ist nicht immer notwendig.

Ursachen & erste Anzeichen: Wann ist Vorsicht geboten?

Die Schulter ist ein äußerst bewegliches, aber auch anfälliges Gelenk. Erste Warnzeichen, die ernst genommen werden sollten:

  • Schmerzen bei bestimmten Bewegungen (z. B. Überkopfarbeiten)
  • Nachtschmerzen oder Ruheschmerzen
  • Kraftverlust im Arm
  • Einschränkungen bei alltäglichen Bewegungen (Jacke anziehen, Haare kämmen)

Eine häufige Diagnose ist z. B. das Schulterimpingement-Syndrom, bei dem Sehnen und Weichteile im Gelenkspalt eingeengt sind. Unbehandelt kann dies zu chronischen Schäden führen.

Konservative Therapie: Der erste Schritt bei vielen Schulterproblemen

In den meisten Fällen beginnt die Behandlung konservativ – insbesondere bei Überlastung, Entzündungen oder funktionellen Beschwerden. Mögliche Maßnahmen sind:

  • Physiotherapie & gezielte Übungen: Aufbau der stabilisierenden Muskulatur (Rotatorenmanschette, Schulterblattstabilisatoren, Mobilisierung der Brustwirbelsäule))
  • Medikamentöse Schmerztherapie zur Entzündungshemmung
  • Physikalische Maßnahmen: Kälte- und Wärmeanwendungen, Elektrotherapie, manuelle Therapie
  • Schonung & Belastungssteuerung: Vermeidung von Reizbelastungen ohne vollständige Ruhigstellung

Welche Übungen helfen, das Schultergelenk zu stabilisieren?

Ziel ist es, die tiefliegende Schultermuskulatur zu stärken. Dazu zählen z. B.:

  • Kräftigung Außen- und Innenrotation mit Fitnessbändern
  • Schulterblattkontrolle (z. B. Wandübungen)
  • Isometrische Halteübungen
  • Mobilisation des Brustwirbels zur Entlastung der Schulter (z.B. Faszienrolle)

Wichtig: Die Übungen sollten durch erfahrene Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen oder unter ärztlicher Anleitung erfolgen.

Wann ist eine Operation sinnvoll?

Nicht jede Schulterverletzung lässt sich konservativ behandeln. Eine Operation kann erwogen werden, wenn:

  • Strukturelle Schäden wie Sehnenrisse (Rotatorenmanschette), Labrum-Verletzungen oder knöcherne Defekte vorliegen
  • Wiederholte Schulterluxationen oder eine ausgeprägte Instabilität bestehen
  • Konservative Maßnahmen keinen ausreichenden Effekt zeigen
  • Die minimal-invasive Arthroskopie ist Standard: Sie erlaubt präzise Reparaturen bei geringerem Gewebetrauma und meist gute Rehabilitation.

Schulterschutz im Alltag & Sport: Prävention ist möglich

Um Schulterverletzungen vorzubeugen, helfen folgende Maßnahmen:

  • Kräftigung der Schultermuskulatur, besonders bei sportlich aktiven Menschen
  • Ausgleich muskulärer Dysbalancen, etwa durch gezieltes Rückentraining
  • Beweglichkeit erhalten, insbesondere im Schulter-Nacken-Bereich
  • Belastungspausen einbauen, z. B. bei Überkopfarbeiten oder einseitigen Tätigkeiten

Einige Sportarten belasten die Schulter besonders stark:

  • Wurf- und Schlagdisziplinen (Tennis, Handball, Baseball, Volleyball)
  • Schwimmen (besonders Kraul und Delfin)
  • Kraftsport (v. a. Bankdrücken, Überkopfdrücken)
  • Klettern
  • Crossfit und Functional Training ohne saubere Technik

Auch hier gilt: Mit gezieltem Training lässt sich das Verletzungsrisiko deutlich senken.

Fazit: Individuelle Diagnostik ist entscheidend

Die Entscheidung zwischen konservativer Behandlung und Operation hängt immer vom individuellen Befund, dem Aktivitätsniveau und den Erwartungen der Patientin oder des Patienten ab.

👨‍⚕️ Priv.-Doz. Dr. med. Boris Sowa, Schulterspezialist am Internationalen Zentrum für Orthopädie in Heidelberg, betont: „Eine präzise Diagnostik ist entscheidend. Viele Schulterbeschwerden lassen sich erfolgreich konservativ behandeln – bei strukturellen Schäden bietet die moderne Arthroskopie schonende operative Möglichkeiten.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Priv. -Doz. Dr. med Sowa: